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Irrsinnig schön und frei improvisiert

Dieser Text erschien im November 2018 im Magazin Best of Zug

 

Irrsinnig schön und frei improvisiert

 

Der Akkordeonist Hans Hassler spielt freie Musik zwischen Ländler, Jazz und Klassik. Als Jugendlicher war er mit den “Hassler Buoba” unterwegs, später studierte er Klavier und Klarinette. Das Akkordeon gab er aber nie aus der Hand - er ist heute über die Landesgrenzen hinweg als Virtuose auf dem Instrument bekannt.

 

„Bündler Stübli-Destillat“ oder „Nähmaschinen-Boogie“ heissen seine Stücke, oder auch: „Disput - aber oho!“ Da blitzt ordentlich Schalk durch, der sich auch durch seine Konzerte und Alben zieht. 2018 gewann der 73-jährige seit langem in Hagendorn ZG wohnhafte Churer den Innerschweizer Kulturpreis.


„sehr schnee sehr wald sehr“ heisst eines Ihrer Alben. Wie sind Sie darauf gekommen?

Ich wollte an einem Konzert ein Stück ankünden, eine Volksmelodie, ganz bekannt: „Der Schneewalzer!“ Den habe ich schon als Kind gespielt. Heute klingt es natürlich nicht mehr gleich, wenn ich ihn spiele, und darum musste ich den Titel ein bisschen variieren...


Der Ländler begleitet Sie seit Ihrer Jugend. Was bedeutet er Ihnen heute?

Ja, mit Volksmusik bin ich aufgewachsen, im Bündnerland. Bei uns hat man damals im Vergleich zu den Innerschweizern, die virtuos spielen konnten, manchmal nicht einmal recht gewusst, wie man die Klarinette in den Mund nimmt. Jahre später habe ich gemerkt, dass gerade diese einfachen Lieder, von Laien geschrieben und gespielt, eine unglaubliche Kraft haben. Man kann sie mit viel Herz spielen.


Haben Sie Noten dabei, wenn Sie ein Konzert spielen?

Ich improvisiere immer. Die Leute im Publikum denken sicher: jetzt kommt dann der Hassler auf die Bühne, der weiss, was kommt. Aber tatsächlich weiss ich das auch nicht! Manchmal wäre es einfacher, wenn ich wüsste, was ich spielen werde. Ich kann ja nicht einfach sagen: heute kommt mir nichts in den Sinn! Aber wenn ich in guter Verfassung bin, und die Stimmung passt, dann entsteht etwas. Manchmal kommen die Leute nach einem Konzert zu mir und erzählen, wie die Musik sie berührt hat - ohne dass ich etwas besonders Ergreifendes spielen wollte. Wenn mir das gelingt, dann bin ich glücklich. Es ist ein irrsinnig schönes Gefühl.