1) Strong Ties & Weak Ties
Dein Weg zum Büro: eine Kette sozialer Interaktionen. Du grüsst den Nachbarn, fragst im Bus, ob noch frei ist, sprichst an der Kaffeebar übers Wetter und mit dem Arbeitskollegen über den Fussballmatch, rufst deinen Mann mittags wegen Ferienplänen an und deine Mutter wegen eines Familientreffens. Alle diese Gespräche sind Teil deiner persönlichen Netzwerke.
Die Familie, oder das Arbeitsteam, sind starke Netzwerke. Es findet häufiger Kontakt statt, alle kennen einander, jeder kommuniziert mit jedem. Es werden Informationen oder sogar Gefallen untereinander ausgetauscht. Der amerikanische Soziologe Mark S. Granovetter nennt solche engen Beziehungen “Strong Ties”.
2) Brücken sind Weak Ties
Als “Weak Ties” bezeichnet er Bekanntschaften zwischen zwei Menschen. Du wechselst täglich ein paar Worte mit der Barista, und kennst dabei weder ihren Partner noch ihre Familie, und sie deine auch nicht. Ihr kennt nur einander - aber euer loser Kontakt lässt ein Brückenelement zwischen deinem und ihrem Netzwerk entstehen.
Hier liegt nun laut Granovetter der springende Punkt seiner “Weak Ties” Theorie. Brückenelemente verbinden Netzwerke - so bekommen beide Gesprächspartner auf einen Schlag Zugang zu einer Menge neuer Kontakte.
3) Dank Weak Ties zum neuen Job
Als Beispiel führt Granovetter die Jobsuche an. Dass du dich beruflich umorientieren möchtest, wissen alle in deinen persönlichen Netzwerken. Da du aber so eng mit ihnen verbunden bist, kennst du wahrscheinlich ihre Kontakte, und liest die gleichen Ausschreibungen. Obwohl dich alle unterstützen und dir innig wünschen, dass du bald eine tolle neue Stelle findest, können sie dir deshalb wahrscheinlich nicht weiterhelfen, sie können dir nicht neue Informationen liefern.
Anders dagegen dein Nachbar, oder der Pendler, mit dem du täglich das Abteil teilst. Durch Kontakt mit ihnen eröffnen sich dir neue Netzwerke. Vielleicht führt der Bruder der Barista ein Geschäft in deiner Branche, oder der Arbeitskollege deines Nachbarn macht sich selbstständig und sucht jemanden, der mitbringt, was du kannst.
4) Small Talk ist Big Talk
Es lohnt sich also, in “Weak Ties” zu investieren. Was mit Small Talk anfängt, oder mit Grundanständigkeit - hallowiegehts, mercischöneinandermal- kann den Horizont erweitern. Wer weiss, wann du nächstens einen Silberstreifen am selbigen suchst - und wer ihn dir dann plötzlich liefern kann.